
Westerwälder engagieren sich seit langer Zeit dafür, den Bau von Atomkraftwerken zu verhindern. Sie waren Teil der Bewegung, die in Brokdorf und anderswo gekämpft hat. Sie gehörten auch zu denjenigen, die dafür gesorgt haben, daß der Atommeiler ganz in der Nähe von Koblenz, der gegen den Widerstand der Bevölkerung auf einer vulkanischen Erdspalte gebaut wurde, nicht in Betrieb genommen werden darf und bald abgerissen wird.

In verschiedenen Kleinstädten des Westerwaldes wurden inzwischen Montagsdemos eingerichtet, um der Bevölkerung Gelegenheit zu geben, öffentlich dafür einzutreten, daß alle Atomkraftwerke in der Bundesrepublik Deutschland abgeschaltet werden müssen.

Das Wahlverhalten der Westerwälder bei der Landtagswahl am 27.März 2011 hat deutlich gemacht, die Mehrheit der Rheinland-Pfälzer drängt auf die Schließung aller gefahrvollen Atomkraftwerke, und das nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Europäischen Union.

Wie kam es zu dieser abenteuerlichen Technologie? Einige Gedanken dazu finden sich hier:
Durch das Aufkommen des Nationalsozialismus und paralleler Bewegungen in Italien, Spanien, Japan, usw. kam es zu einem Weltkrieg, der zum Schluss nur noch mit der Atombombe zu stoppen war. In der Nachkriegszeit ergab sich daraus sowohl ein riesiges Atomwaffenarsenal wie die sogenannte "friedliche Nutzung der Atomkraft". Dieses Können, die schreckliche Kraftentfaltung bei der Kernspaltung zu beherrschen, wurde zunächst sehr bewundert. Dann aber wurden die Gefahren deutlicher, die auch mit einer friedlichen Nutzung der Atomkraft einhergehen.

Wir müssen uns bewusst machen, daß sowohl die Atomwaffen wie die Atomkraftwerke eine Folge des Nationalsozialismus und ihrer Parallelbewegungen gewesen sind. Besonders schrecklich ist die Spätfolge dieses Nationalsozialismus. Weltweit wurden Unmengen an gefährlichen Atomkraftwerken aufgebaut. Einige befanden sich nahe an einer Katastrophe, bei anderen konnte die Katastrophe nicht mehr aufgehalten werden.

Beides, sowohl das Atomwaffenarsenal wie das Atomkraftwerksarsenal der sogenannten friedlichen Nutzung der Atomkraft, muß nun endlich als Spätfolge des Nationalsozialismus beseitigt werden. Wir dürfen eine solche Gefährdung unseres Natur- und Lebensraums auf dem Planeten nicht dulden und sollten uns möglichst rasch und vollständig aus diesem schrecklichen Zeitalter verabschieden.

Es bindet sehr viel menschliche Lebenskraft, diesen Widerstand gegen die Atomkraft aufzubieten. Aber er ist aus Vernunftgründen wichtig. Die Westerwälder befinden sich mit ihrem Widerstand nicht allein. Er existiert überall auf der Welt. Auf der Insel Kaminoseki in Japan wehren sich die Fischer seit 28 Jahren gegen den Bau eines Atomkraftwerkes. Sie verhindern sehr massiv jegliche Bauarbeit. Wächter übernachten auf dem vorgesehenen Baugelände des Atomkraftwerkes und alarmieren sofort die Fischer, wenn sich jemand auf der Baustelle ans Werk machen will. In Eile fahren sie mit ihren Fischerbooten herbei und blockieren die schöne Bucht ihrer Insel, um nicht nur ihren Fischbestand zu sichern, sondern auch, um noch schlimmere Gefährdungen ihrer Landschaft zu verunmöglichen. Daß sie das seit 28 Jahren durchhalten, zeigt deutlich, welche Kraft Menschen auch in Japan aufbieten, um den Wahnsinn aufzuhalten, die Erdregionen mit Atomkraftwerken zuzustellen. Ähnlich massiv ist der Widerstand in der deutschen Gemeinde Gorleben, wo sich die Bevölkerung dagegen wehrt, daß in ihrem Gemeindegebiet ein Atommüllendlager in einem Salzstock unterirdisch angelegt wird.

Die Westerwälder tun gut daran, wenn sie sich gegen den Bau von Atomkraftwerken stellen. Denn neben dem Standort Gorleben mit seinem Salzstock gibt es auch die Möglichkeit, Atommüllendlager in mächtigen Tonlagerstätten einzubauen. Unter einer dicken Basaltschicht befindet sich im oberen Westerwald eine solche Tonlagerstätte. Hoffen wir, daß sie niemals als Endlagerstätte für Atommüll in Anspruch genommen wird.
Karl-Ludwig Diehl

